Wiener Zeitung WZ
Inhalt
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Warum ist das wichtig?
- Die Republik Österreich betreibt ein eigenes journalistisches Social-Media- und Onlineangebot für jüngere Menschen, finanziert aus dem Bundesbudget.
- Für WZ.at, eine staatlich finanzierte Journalismusausbildung und eine Startup-Unterstützung sowie ein Veröffentlichungsportal des Bundes erhält die Wiener Zeitung GmbH pro Jahr 16,5 Millionen Euro von der Republik. 2025 und 2026 wird die Finanzierung vorübergehend auf 11,5 Millionen pro Jahr gekürzt, die WZ GmbH trägt die Differenz mit aus früheren Einnahmen zurückgelegten Mitteln.
- Bis 2023 gab die Wiener Zeitung GmbH der Republik Österreich die älteste noch erscheinende Tageszeitung heraus, die gedruckte Wiener Zeitung.
Wem gehört die Wiener Zeitung?
Die Wiener Zeitung GmbH steht im Besitz der Republik Österreich.
Bis Frühjahr 2025 war das Bundeskanzleramt beziehungsweise ein Medienministerium im Bundeskanzleramt ressortzuständig für die Wiener Zeitung GmbH.
Den 2025 amtierenden Aufsichtsrat bestellte wesentlich noch das ÖVP-geführte Kanzleramt. Vorsitzende ist Michaela Huber, Vize der für die ÖVP und etwa auch Sebastian Kurz tätige Rechtsanwalt Werner Suppan.
Ab April 2025 ist das Ministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Sport und Medien von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) zuständig für Medien und damit auch für die Wiener Zeitung GmbH.
Wer führt Wiener Zeitung und WZ?
Der Eigentümer bestellt den oder die Geschäftsführer:in der Wiener Zeitung GmbH – das ist die Republik, vertreten durch den oder die ressortzuständige Minister:in.
Martin Fleischhacker wurde 2018 Geschäftsführer, damals regierten ÖVP, der Fleischhacker nahe steht, und FPÖ. Fleischhacker hat als Leiter des Controllings dort begonnen und wurde später Chief Information Officer.
2021 und mit 1. September 2024 wurde Fleischhacker in der Funktion für jeweils drei Jahre verlängert, zuletzt von Medienministerin Susanne Raab (ÖVP). Die aktuelle Amtszeit läuft also bis Ende August 2027.
Der oder die Geschäftsführer:in bestellt den oder die Chefredakteur:in. Die Redaktion kann Vorschläge laut Redaktionsstatut mit Zweidrittelmehrheit ablehnen, dann muss das Management neue Vorschläge machen.
Katharina Schmidt, Redaktionsmitglied schon der gedruckten Wiener Zeitung, führt die digitale WZ schon ab Neustart im 2023 Juli (damals zusammen mit Sebastian Pumberger). Ab 2024 ist sie, von Geschäftsführer Fleischhacker vorgeschlagen und nach Abstimmung in der Redaktion laut Statut, Chefredakteurin von WZ.at und dessen Social-Media-Auftritt.
Was ist WZ.at?
WZ.at startete im Juli 2023 als Webportal und Social-Media-Angebot mit Zielgruppe junge Menschen.
Fleischhacker und Schmidt betonen die Unabhängigkeit der Redaktion vom Eigentümer und verweisen auf das Redaktionsstatut darüber.
Chefredakteurin Katharina Schmidt erklärte den Neustart etwa mit "Qualitätsjournalismus auf Tiktok", dafür arbeitete man zunächst etwa mit dem Digitalvideounternehmen Hashtag und dem Podcastunternehmen Missing Link zusammen, einen wöchentlichen Newsletter schreibt der Journalist Georg Renner.
WZ.at wurde insbesondere mit Recherchen über Widmungen und Grundstücksgeschäfte von Bürgermeistern und Stadtpolitikern von ÖVP und SPÖ in Niederösterreich und Wien zum jeweils persönlichen Vorteil breit zitiert.
Älteste Tageszeitung der Welt bis Mitte 2023
Die gedruckte Wiener Zeitung erschien bis 30. Juni 2023, herausgegeben über viele Jahrzehnte von der Republik Österreich und finanziert aus Pflichtveröffentlichungen insbesondere von Unternehmen im Amtsblatt der Wiener Zeitung. Vor allem größere, börsenotierte Unternehmen mussten ihre Jahresabschlüsse recht kostspielig veröffentlichen.
Die Überprüfung beziehungsweise Abschaffung der Pflichtveröffentlichungen stand schon seit der Koalition von ÖVP und FPÖ ab 2000 immer wieder in Regierungsprogrammen. Mit 30. Juni 2023 stellen ÖVP und Grüne schließlich mit den Pflichtveröffentlichungen als Finanzierungsquelle auch gleich die gedruckte Wiener Zeitung ein und ersetzen sie durch WZ.at.
Woher kommt das Geld?
Budgetfinanziert. Die Wiener Zeitung GmbH erhält ab Mitte 2023 pro Jahr 16,5 Millionen Euro aus dem Bundesbudget, laut WZEVI-Gesetz:
- 7,5 Millionen Euro jährlich für das Online- und Social-Media-Angebot WZ.at.;
- 6 Millionen Euro jährlich für das sogenannte Media Hub (Journalismusausbildung mit Anstellungen bei der Wiener Zeitung GmbH bei anderen Medien sowie Startup-Unterstützung.)
- 3 Millionen Euro für ein Verlautbarungsportal des Bundes.
- Die Wiener Zeitung GmbH ist auch als Content-Agentur für öffentliche Stellen wie Ministerien tätig.
Budgetkürzung 2025 und 2026. Die Milliardenlücke im Bundesbudget und ihre Sanierung lässt die Koalition von ÖVP, SPÖ und Neos die Mittel für die Wiener Zeitung GmbH für diese zwei Jahre auf 11,5 Millionen jährlich kürzen. Den Rest finanziert die Staatsfirma aus ihren ansehnlichen Rücklagen.
Gewinnrücklagen. Aus Zeiten der Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen wiesen die Wiener Zeitung GmbH und ihre Tochterfirma Wiener Zeitung Digitale Publikationen GmbH mit Ende 2023 rund 29 Millionen Euro an Gewinnrücklagen aus, die Tochterfirma weitere gut 6 Millionen Euro an Kapitalrücklagen.
Geschäftsführer Martin Fleischhacker betont, von den Rücklagen einer GmbH sei der Bilanzverlust abzuziehen. Die freien Rücklagen der WZ GmbH seien Ende 2023 nach Abzug des Bilanzverlustes bei rund 18,8 Millionen gelegen, jene der Tochter rund 4,7 Millionen – zusammen rund 23,5 Millionen. 2024 habe die WZ GmbH rund 20,2 Millionen Euro freie Rücklagen nach Abzug des Bilanzverlusts betragen.
Wiederbelebungswünsche
SPÖ-Chef Andreas Babler muss sich als Medienminister ab Frühjahr 2025 erinnern lassen, was er am 29. Juni 2023 noch in der Opposition per Aussendung erklärt hat:
"Wenn wir wieder in Regierungsverantwortung sind, dann werden wir jedenfalls Mittel und Wege suchen, um die Wiener Zeitung als gedruckte Tageszeitung zurückzuholen."
Budgetsanierung und vielleicht auch Sinnfragen stehen dem entgegen. Printauflagen praktisch aller Tageszeitungen sinken beständig, Zeitungsdruck steuert auf ein Ablaufdatum zu.
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Updates
Viel geprüfte Wiener Zeitung GmbH
- Der Rechnungshof beginnt im Mai 2025 eine Prüfung der "Neuausrichtung der Wiener Zeitung".
- Die Gesundheitskasse ÖGK beginnt im Herbst 2025 eine Prüfung der Wiener Zeitung GmbH. Auch hier soll es um Nachzahlungen gehen – wie in einem Gerichtsverfahren.
- Paul Vécsei, als Behindertenvertrauensperson angestellter Belegschaftsvertreter bis Herbst 2025, klagt die Wiener Zeitung GmbH auf Herausgabe von Daten über nicht korrekte Lohnverrechnung über Jahre bis Jahrzehnte. Das Verfahren zieht sich, Vécsei selbst soll mehr als 6000 Euro Nachzahlung erhalten. Profil berichtet darüber ausführlich.
- Die Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen (Österreich) schickte im September 2025 einen ausführlichen Fragenkatalog unter Berufung auf das neue Informationsfreiheitsgesetz an die Geschäftsführung der Wiener Zeitung GmbH. Sie fragt nach den Kosten für externe journalistische Dienstleistungen und Werbung auf Social Media, aber auch für PR, Strategieberatung und Lobbying, die Besetzung und Tätigkeit des Beirats der Wiener Zeitung sowie Bewirtungen, die Zahl freigestellter Mitarbeiter:innen nach der Einstellung der gedruckten Ausgabe und den Kosten dafür sowie nach Zugriffszahlen auf WZ.at, Nutzungszahlen von deren Videos auf Youtube und Tiktok sowie die Kosten der Bewerbung dieser Kanäle. Die digitale Wiener Zeitung bemühte sich bei Reporter ohne Grenzen International auch um eine Zertifizierung gemäß der Journalism Trust Initiative – ROG Österreich fragt nun das Management, warum Geschäftsführer Martin Fleischhacker als früherer Obmann der Jungen ÖVP Burgenland und Geschäftsführer des Seniorenbundes Burgenland die Frage nach Parteimitgliedschaft des Managements verneinte.
- Die FPÖ stellt im September 2025 eine parlamentarische Anfrage an Medienminister Andreas Babler etwa nach den 29 Millionen Rücklagen, wie Reporter ohne Grenzen nach der Zahl der im Media Hub ausgebildeten Journalist:innen und nach den Nutzungszahlen für WZ.at.
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- Die FPÖ stellt im September 2025 eine parlamentarische Anfrage an Medienminister Andreas Babler etwa nach den 29 Millionen Rücklagen, wie Reporter ohne Grenzen nach der Zahl der im Media Hub ausgebildeten Journalist:innen und nach den Nutzungszahlen für WZ.at.
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