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Exxpress

Das weit rechtskonservative österreichische Portal wurde vom Radikalboulevardisten Richard Schmitt gestartet. Es gehört Eva Schütz, früher im Kabinett des ÖVP-geführten Finanzministeriums, und inzwischen mehrheitlich dem deutschen Krawallportal Nius.
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Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
October 28, 2025

Warum ist das wichtig?

  • Das weit rechts-konservative Portal Exxpress schaffte schon mehr als eine Million Unique User (Anfang 2023) und eine doch beachtliche Aufmerksamkeit in der politmedialen Öffentlichkeit mit sehr angriffigem Boulevardjournalismus gegen die Grünen, 2020 bis 2024 Regierungspartner der ÖVP, und gegen anspruchsvollere Medien, und mit viel Verständnis für weit rechte Themen sowie für Russland.
  • Die phasenweise beachtliche Reichweite verdankte Exxpress vor allem dem Radikalboulevardisten Richard Schmitt als Gründungschefredakteur und Motor, der mit Ressentiment und Angriffsmodus auf Social Media viel Schub entwickelt.
  • Schmitt verlässt den Exxpress und seine Anteile am Medium nicht ganz freiwillig im Ende Jänner 2024, auf der Payroll steht er noch bis zur Jahresmitte. Die Unique Clients haben sich da schon halbiert, der Exxpress verzichtet danach eine Weile auf Ausweisung in der Österreichischen Web-Analyse (ÖWA)
  • Nius an Bord. Wer mit einem moderateren Kurs nach Schmitts Abgang rechnete, dürfte von der Idee mit Mai 2024 wieder abgekommen sein: Das auch weit rechte deutsche Krawallportal Nius, geführt von Ex-Bild-Chef Julian Reichelt, steigt mit 25 Prozent beim Exxpress ein, als "Start einer Kooperation". Im Oktober 2024 stockt Nius auf 50 Prozent auf, zu Jahresbeginn 2025 schon 75 Prozent.
  • Gründerin, Gesellschafterin und Herausgeberin ist Eva Schütz. Die Juristin und ehemalige leitende Kabinettsmitarbeiterin im ÖVP-geführten Finanzministerium lebt inzwischen getrennt von ihrem Mann Alexander Schütz, vielmillionenschwerer Investor und früherer ÖVP-Großspender.

Was macht den Exxpress aus?

Für heftige Kritik sorgen in den ersten zwei Jahren Exxpress etwa 2021 Vorwürfe zu Akten-Leaks gegen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und Falter-Chefredakteur Florian Klenk in Sachen ÖVP-Ermittlungen. Exxpress vermutet einen „politischen Mordversuch“ an Kurz, „wie der Ibiza-Coup geplant“.

Der Exxpress schießt etwa besonders heftig publizistisch gegen die damalige Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wegen schließlich ad acta gelegter Plagiatsvorwürfe; es verteidigt tendenziell die ÖVP und vor allem das Kurz-Lager.

Eine langjährige enge Mitarbeiterin Schmitts wirft der Exxpress hinaus, als sie Nationalsozialisten, die in der Wannsee-Konferenz den Holocaust planten, auf X (früher Twitter) als "nicht nur Mörder, sondern durch und durch Sozialisten" beschrieb. Die nunmehrige Ex-Redakteurin klagte, argumentierte, ihr Tweet passe in die Linie des Mediums, berichtet, sie habe sich intern über den Umgang mit Mitarbeiterinnen und über Engagements „ideologisch eher ‚rechts‘ angesiedelten“ Personals beschwert. Das Medium wies die Vorwürfe zurück, die Klage endet mit einem Vergleich.

Ende 2022 publiziert der Exxpress eine als antisemitisch eingestufte Karikatur zu einem Artikel unter dem blattlinientreuen Titel „FTX, Selenskyj, Biden: Der Krypto-MilliardenKrimi, der vertuscht werden soll“.

Im Juni 2023 veröffentlicht Schmitt ein Gespräch mit Russlands Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, in dem dieser praktisch unhinterfragt die russische Darstellung des Angriffskriegs gegen die Ukraine präsentieren kann. Der Recherche- und Medienwatchblog Kobuk und Falter dokumentieren die Russlandfreundlichkeit des Mediums 2023 in einer Titelstory über „Putins Propaganda-Exxpress“, im Blatt mit "Russland-Exxpress" betitelt: „Reine Kreml-Propaganda [...] sickert in unzählige Geschichten.“ Schmitt indes sprach von einer neutralen Linie.

Wem gehört der Exxpress?

Eva Schütz und die deutsche Nius-Betreiberin Vius SE geben am 22. Mai 2024 bekannt, dass Vius beim Wiener Exxpress mit 25 Prozent als "Start einer Kooperation" einsteigt. Im selben Jahr stockt Vius auf 50 Prozent auf, um den Jahreswechsel 2024/2025 dann schon auf 75 Prozent.

Beteiligt an der Web Exxpress Holding GmbH im November 2024: 

  • Vius SE & Co. KGaA 75 %
  • Eva Schütz Beteiligungs GmbH im Alleinbesitz von Eva Schütz mit rund 16 %
  • Libertatem Stiftung aus Liechtenstein mit rund 7,3 %
  • Alexander Schütz mit 1,15 %
  • CAB GmbH im Alleinbesitz von Christian Beer mit 0,24 %
  • Wolf-Dietrich Schneeweis mit 0,24%.

Die Libertatem Stiftung wurde laut Schütz von einem inzwischen verstorbenen Unternehmer gegründet. Vorstand ist der in Liechtenstein tätige Anwalt Dominik Schatzmann. Die Libertatem finanziert etwa seit 2022 den "Internationalen Journalisten-Kongress" in Bregenz mit überwiegend rechter/ rechtskonservativer/rechtsliberaler Besetzung wie Ferdinand Wegscheider (Servus TV), Roland Tichy (Tichy’s Einblick), Richard Schmitt, Gudula Walterskirchen.

Und wem gehört Nius?

Nius ging im Juli 2023 online. Die Medieninhaberin Vius SE wird laut deutschen Medienberichten kontrolliert vom CDU-nahen Milliardär Frank Gotthardt, Informatiker und Unternehmer aus Koblenz (Rheinland-Pfalz).

Der deutsche Medienkritiker Stefan Niggemeier porträtierte das von Julian Reichelt geführte Portal mit dem treffenden Titel "Nius produziert nicht Journalismus, sondern Wut" auf Niggemeiers Medienjournalismusportal Übermedien.de.

Nius ritt eine brutale Kampagne gegen die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, befeuert mit Plagiatsvorwürfen des auf Plagiate spezialisierten Salzburger Gutachters Stefan Weber.

Wirtschaftlich schwierig

Trotz zeitweise beachtlicher Reichweiten und öffentlicher Förderungen sowie einiger Werbebuchungen öffentlicher Stellen lief der im März 2021 gestartete Exxpress offenkundig nicht ganz wie erwartet. Eva Schütz gewährte schon 2022 fast 1,2 Millionen Euro als Wandeldarlehen, Ende 2023 musste der Exxpress wegen drohender 6,5 Millionen Bilanzverlust alle 4,8 Millionen Rücklagen auflösen und die 1,1 Millionen Stammkapital einsetzen, um Verluste abzufangen. Schütz übernahm zunächst den Großteil der Anteile von Gründungschefredakteur Schmitt und kleineren Gesellschaftern bei der Gelegenheit. Bis zum Einstieg von Nius, das rasch auf 75 Prozent aufstockt.

Förderungen

Für Diskussionen sorgen angesichts des sehr eigenen Verständnisses von Journalismus, öffentliche Medienförderungen für das Onlineportal Exxpress. 2022 erhielt der Exxpress 712.500 Euro Digitaltransformationsförderung und fast 400.000 Euro Privatrundfunkförderung. 2023 gibt es beim ersten von zwei Terminen 180.000 Privatrundfunkförderung und 124.000 Euro Digitalförderung. Mit September 2023 streicht der Exxpress, offenbar auch wegen reduzierter Förderungen, seine TV-Aktivitäten zusammen und gibt die Rundfunkverbreitung auf, die Bedingung für Privatrundfunkförderung.

2024 lehnt die Medienbehörde einen Antrag des Exxpress auf die neue Qualitätsjournalismusförderung (erstmals und rückwirkend für 2022 vergeben) ab, weil die Fortführung nicht als gesichert gelte. Kurz darauf gab der Exxpress den Einstieg von Nius bekannt.

Wer ist Exxpress-Herausgeberin Eva Schütz?

Die karriere- und erfolgsorientierte Juristin und Unternehmerin Eva Schütz ist Gründerin der Web Exxpress Medien Holding GmbH und Herausgeberin.

<span class="dmmark">diemedien.</span> über Eva Schütz.

Wer ist Exx-Exxpress-Mastermind Richard Schmitt?

"Gehobenen Boulevard" kündigten Gründungschefredakteur Richard Schmitt und Herausgeberin Eva Schütz im September 2021 beim Start des Exxpress an. Richard Schmitt ist eher nicht der publizistische Typ für gehobene Angebote.

Schmitt ist über die ersten zweieinhalb des Portals der Exxpress. Oder wie er mir einen Tag vor seinem nicht ganz freiwilligen Abgang im Jänner 2024 erklärte: "Der Exxpress bin ich. Warum soll ich mich zurückziehen? Das ist mein Baby." Am nächsten Tag gab er seinen Rückzug auf X bekannt.

<span class="dmmark">diemedien.</span> über Richard Schmitt.

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