Die großen Kämpfe um die Krone – die Geschichte ewigen Streits um Österreichs medialen Machtfaktor
Inhalt
Dieses Thema ist auch relevant für:
Warum ist das wichtig?
- Die Kronen Zeitung ist Österreichs größte und einflussreichste Tageszeitung, gedruckt auch 2025 noch deutlich größer als alle Konkurrenz und online eine der größten Newsplattformen im Land.
- Österreichs Politik achtet wie seit Jahrzehnten genau auf die Stimmungslage, die ihr die Kronen Zeitung signalisiert.
- Seit der Journalist Hans Dichand die Kronen Zeitung mit dem Unternehmer Kurt Falk 1959 wiedergründete, und die beiden das Blatt ohne wesentliche Skrupel zu ihrer übermächtigen Größe führten, herrscht Streit unter den Gesellschaftern. In diesem Beitrag zeichne ich die Geschichte dieser inneren Kämpfe möglichst kompakt nach.
- 2025 steuert der jahrzehntelange, mit vielen Mitteln und vor unzähligen Gerichten geführte Kampf der Dichands mit den deutschen Mitgesellschaftern von der Essener Mediengruppe Funke auf ein Ende zu: Christoph und Michael Dichand vereinbaren im Juni 2025 die Übernahme der Funke-Anteile.
- Damit wird die Kronen Zeitung erstmals seit ihrer Wiedergründung 1959 alleine der Familie Dichand gehören. Damit haben die Dichands in der Krone keinen Außenfeind mehr – eine neue Übung.
- Die nächste Kampfzone um die Krone – nun innerhalb der Eigentümerfamilie Dichand – ist da längst eröffnet. Schwester Johanna schert aus, verlangt zwischendurch für ihre Zustimmung zum Funke-Deal Gustav Klimts Danae aus der Familiensammlung.
- Und als Außenfeind der Dichands gibt es ja noch Raiffeisen und Kurier, die Mitbesitzer des gemeinsamen Verlags Mediaprint. Auch da wird schon lange gestritten.
Kontext: Das Wichtigste über die Krone
Das Wichtigste über die Kronen Zeitung findest du in meinem Überblicksbeitrag Kronen Zeitung – Österreichs mächtiger Boulevardriese.
Das Wichtigste über die Gründerfamilie und Gesellschafterin der Krone findest du unter Dichand – Österreichs mächtige Medienfamilie um Kronen Zeitung und Heute.
Die großen Kämpfe um die Krone
Welche großen Kämpfe tobten um Österreichs mächtiges Kleinformat? Schon die beiden Gründer der heutigen Kronen Zeitung, der Journalist Hans Dichand (1921 bis 2010) und der Manager Kurt Falk (1933 bis 2005), waren ein kongeniales Duo, um das Kleinformat gnadenlos groß zu machen. Aber aus den Partnern, die erst in spektakulären Kämpfen mit Gesellschaftern Hälfteeigentümer der Krone wurden, wurden rasch erbitterte Feinde. Und so ging es weiter mit der deutschen Funke-Gruppe, die 1987 die Krone-Anteile von Kurt Falk übernahm. Und so geht es nun weiter innerhalb der Familie Dichand, wenn die Funke-Gruppe sich zurückzieht – mit Verkauf oder mit Kündigung der Krone-Gesellschaften.
Die großen Kämpfe seit 1959 im schnellen Überblick.
- SPÖ gegen Dichand und Falk. 1966 versuchte die SPÖ, die Kronen Zeitung unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Gewerkschaftschef, SPÖ-Politiker und zwischendurch auch Innenminister Franz Olah hat die Wiedergründung der Krone 1959 ermöglicht, indem er Kredite mit Gewerkschaftsvermögen besicherte (er empfahl Dichand auch Kurt Falk als Geschäftsführer). Olah dürfte auch (über Treuhänder) Krone-Anteile besessen haben. Die SPÖ beansprucht diese, ein Gericht lässt die Krone deshalb vorübergehend unter kommissarische Verwaltung stellen; die Partei scheitert schließlich aber vor Gericht.
- ÖVP/Kurier gegen Dichand und Falk. 1970 versucht Kurier-Miteigentümer und ÖVP-Politiker Leopold Helbich mit anderen Unternehmern, Anteile von Olah beziehungsweise dessen deutschem Treuhänder zu übernehmen. Krone-Geschäftsführer und Gesellschafter Kurt Falk vereitelt das – mit auch rechtlich gewagten Manövern. Falk droht auch, im Gegenzug den Kurier unter seine Kontrolle zu bringen.
- Hans Dichand gegen Kurt Falk. Die beiden Gründer und Masterminds von Erfolg, Größe und Macht der Kronen Zeitung wurden erbitterte Feinde. Falk verließ das Management im Streit über ein Redaktionsstatut 1974 und wartete nur darauf, dass Dichand seine vereinbarten Gewinnvorgaben verfehlt und er wieder die operative Führung der Krone übernehmen kann. Als Falk 1985 die Ganze Woche gründet und die Krone ihn wegen Konkurrenzverbots klagt, schlägt er 1986 eine Trennung vor. Erst soll Dichand binnen eines halben Jahres das Geld für einen Kauf von Falks Anteilen organisieren, andernfalls darf Falk Dichands Hälfte übernehmen. Um den Einstieg beim damaligen Gewinngiganten Krone reißen sich 1986/1987 die deutschen Verlagskonzerne Bauer und Funke (damals WAZ-Gruppe) sowie Ringier aus der Schweiz. Funke bekommt den Zuschlag – mit gewaltigen Gewinngarantien und Vorrechten für Dichand und seine Erben.
- Funke gegen Dichand. Über die 1987 vereinbarten Gewinngarantien und Vorrechte für Hans Dichand und seine Erben sowie über die Führung der Krone werden Funke-Gruppe und Dichands die nächsten Jahrzehnte streiten – ab 2001 auch öffentlich, mit Dutzenden Schiedsverfahren und einer Vielzahl von Gerichtsverfahren bis hinauf zu Höchstgerichten in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Über die Besetzung von Chefredakteuren – ab 2001 legte sich die Funke-Gruppe etwa gegen Christoph Dichand als Chefredakteur quer. Seit dem Tod seines Vaters 2010 ist er nun auch Herausgeber.
- Dichand gegen Benko. Die Funke-Gruppe befeuert den Clinch mit den Dichands, als sie um den Jahreswechsel 2018/19 die Signa-Gruppe von René Benko an ihrer Holdinggesellschaft beteiligt, in der sie ihre Anteile an Krone und Kurier geparkt hat. Benko will die Funke-Anteile komplett übernehmen, scheitert aber an den kaum zu lösenden Rahmenvereinbarungen über Vorrechte und Vorkaufsrechten der Dichands. Die Krone kampagnisiert konsequent gegen Benko. Der scheitert mit seinem wirtschaftlichen Kartenhaus Ende 2023.
- Krone gegen Kurier. Die Funke-Gruppe steigt 1988 auch bei Österreichs damals zweitgrößter Tageszeitung Kurier ein. Unter deutscher Regie legen Krone und Kurier ihre Verlage im gemeinsamen Zeitungskonzern Mediaprint zusammen. Bis ins Jahr 2025 treffen dort die drei Gesellschafter – Dichand für die Krone, Raiffeisen für den Kurier und Funke für beide, teils mit Stimmrechtsbindungen – verlegerische Entscheidungen für beide Titel gemeinsam. Seither streiten Krone und Kurier und ihre Gesellschafter von der Gewinnverteilung in der Mediaprint bis zu Abopreisen und Druckterminen. Die Zusammenarbeit in der Mediaprint könnte auch ohne die Funke-Gruppe noch für einigen Konfliktstoff sorgen.
- Dichand gegen Dichand. 2025 verabschiedet sich die Funke-Gruppe aus der Krone (und wohl auch aus dem Kurier) aus. Doch der nächste Krone-Streit entbrennt, bevor sie tatsächlich Adieu sagen kann. Nun in der Familie Dichand.
Dichand gegen Dichand – die nächste Konfliktzone
Mit Christoph Dichand, Herausgeber und Gesellschafter, ist die Funke-Gruppe schon im Herbst 2024 grundsätzlich handelseins über die Eckpunkte des Ausstiegs. Christophs älterer Bruder Michael ist bereit, mit ihm die Krone zu übernehmen.
Doch da ist noch ihre Schwester Johanna, die ebenfalls 12,5 Prozent an der Krone hält und die Verfügung ihrer im Juni 2024 verstorbenen Mutter Helga nicht so eindeutig findet, dass Christoph zu seinen 12,5 Prozent noch Helgas 12,5 Prozent erben soll. So ein Erbverfahren kann sich ziehen: Jenes nach dem Tod von Hans Dichand 2010 zog sich bis 2017.
Johanna fordert laut Trend für ihren Rückzug aus der Krone aus der Dichandschen Kunstsammlung das vielmillionenschwere Gemälde Danae von Gustav Klimt. Das Gemälde soll schließlich laut Trend an Christoph Dichand gehen.
Aber Johanna unterzeichnet nach Infos des Wirtschaftsmagazins am 11. Juni 2025 ihre Zustimmung zum Kauf der Krone-Anteile der Funke-Gruppe durch ihre beiden Brüder sowie einen Verzicht auf weitergehende Ansprüche (wohl aus der Gewinngarantie).
Mitte Juni 2025 unterschreiben Christoph und Michael Dichand den Kaufvertrag über die Krone-Anteile der Funke-Gruppe, die große Mehrheit soll damit an Christoph Dichand gehen.
Wie sich die neuen Haupteigentümer in wirtschaftlich fordernden Zeiten für Medien verstehen, wird sich zeigen. Harmonie herrschte bisher noch nie unter Krone-Eigentümern seit der Wiedergründung 1959.
Erstmals aber wird die Krone nach dem Closing des Funke-Deals, erwartet im Herbst 2025, alleine den Dichands gehören. Die können dann untereinander oder mit Raiffeisen in der Mediaprint streiten.
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Krone gegen Kurier, Dichand gegen Raiffeisen
Unter der Regie ihres gemeinsamen Gesellschafters Funke-Gruppe legten Kronen Zeitung und Kurier Ende der 1980er Jahre ihre Verlage in der Mediaprint zusammen.
Gemeinsame Entscheidungen verfeindeter Blätter im GAS. Der gemeinsame Verlagskonzern Mediaprint übernahm alle zeitungswirtschaftlichen Aufgaben wie Druck, Zustellung, Anzeigenvermarktung, IT, Buchhaltung, Controlling und Co. Über praktisch alle verlegerischen Themen – etwa Abopreise der Zeitungen – entscheidet ein Gesellschafterausschuss (GAS), in dem jedenfalls bis 2025 Dichands, Raiffeisen und Funke-Gruppe je zwei Mandate haben.
In diesem GAS entschied Raiffeisen mit über die Abopreise der Krone und umgekehrt die Dichands über Maßnahmen für den Kurier. Funke musste eigentlich aufgrund von Syndikatsvereinbarungen mit den Dichands stimmen. Im großen Gesellschafterstreit taten sie das nicht immer und stellten etwa 2004 die Gratiszeitung U-Express ein, den Vorläufer des dann von der Mediaprint unabhängigen Heute.
Gewinnverteilung. Krone und Kurier halten seither je 50 Prozent der Gesellschaftsanteile an der Mediaprint. Gewinne werden laut Verträgen nach den Kommanditanteilen ausgeschüttet: 70 % bekommt die Krone, 30 der Kurier. Vor allem die Dichands empfanden die Gewinnverteilung spätestens seit den 1990er Jahren als ungerecht, zeitweise konnten sie für die Krone höhere Anteile heraushandeln.
Taschengeld der Tochter für die Mütter. Die beiden Zeitungen als Eigentümer bekommen von der gemeinsamen Tochter Mediaprint das Geld für den Betrieb ihrer Redaktionen zugeteilt. Die Krone erhält jährlich 52 bis 54 Millionen Euro als sogenanntes Redaktionsagendum von der Mediaprint, der Kurier rund 32 (zeitweilig bis 38) Millionen.
Entflechtung. Mit der im Juni 2025 unterschriebenen Komplettübernahme der Kronen Zeitung durch die Dichands und der geplanten Komplettübernahme des Kurier durch Raiffeisen steht nun eine Neuordnung der Mediaprint an. Bei der Krone ist hier von "Entflechtung" die Rede. Das dürfte bedeuten, dass die Mediaprint zur Dienstleistungstochter heruntergestuft wird und die Zeitungen wieder eigenständiger wirtschaften, insbesondere bei der Werbevermarktung.
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Dichand gegen Funke: Fast vier Jahrzehnte "Krone"-Streit
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Die Frühgeschichte der Krone-Kämpfe ab den 1950ern
Hier geht es chronologisch weiter, möglichst kompakt und hoffentlich verständlich zusammengefasst in kleinen Einheiten. Vom Streit, der zur Wiedergründung der Krone führte, feindliche Übernahmeversuche durch den SPÖ-dominierten Gewerkschaftsbund sowie durch den Kurier und ÖVP-Politiker bis zum Streit der Krone-Gründer Dichand und Falk, der zum Einstieg der Funke-Gruppe führte. Und damit zu weiteren vier Jahrzehnten Streit – siehe oben.
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