Medienmenschen

Richard Grasl (Mediaprint, Kurier, Profil)

Richard Grasl war schon ORF-Finanzdirektor und unterlag bei der Generalswahl 2016. Heute ist er Geschäftsführer der Mediaprint, von Kurier und Profil.
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Richard Grasl schaut mit verschränkten Händen in die Kamera.

Mediaprint-Geschäftsführer Richard Grasl. Foto: Kurier/Martin Stachl

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Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
July 27, 2025

Warum ist das wichtig?

  • Die Mediaprint im Besitz von Kronen Zeitung und Kurier ist Österreichs größter Verlagskonzern, jedenfalls in Ostösterreich marktbeherrschende Zeitungsdruckerei und größte Zustellorganisation.
  • Der Kurier ist Mediaprint-Miteigentümer und eine der größeren überregionalen Tageszeitungen des Landes.
  • Profil ist eines der wichtigsten politischen Magazine in Österreich.
  • Bei allen drei Unternehmen/Medien ist Richard Grasl Geschäftsführer. Und weil er schon einmal die ÖVP-Hoffnung für die ORF-Führung war, wird in Branche und Politik auch immer wieder über eine Rückkehr in den ORF spekuliert. Für 2026 winkt er im Sommer 2025 auf meine Anfrage sehr bestimmt ab: Der ORF sei kein Thema für ihn, er werde die Generalswahl 2026 aufmerksam, aber "zweite Reihe fußfrei" verfolgen.
  • Der ORF ist Österreichs weitaus größter, öffentlich-rechtlicher und öffentlich finanzierter Medienkonzern mit einem großteils von politischen Institutionen besetzten Stiftungsrat als oberstem Entscheidungsorgan. Im August 2026 bestellt der ORF-Stiftungsrat die nächste ORF-Führung ab 2027.

Kontext: Mediaprint, Kurier, Profil und früher ORF

Mehr zur Österreichs größtem Verlagskonzern Mediaprint findest du hier.

Mehr zum Kurier.

Mehr zu Profil.

Mehr zu Österreichs größtem und öffentlich-rechtlichen Medienkonzern ORF.

Wer ist Richard Grasl?

Geboren am 21. Jänner 1973.

Der Kremser Wirtssohn studierte von 1992 bis 1998 Handelswissenschaften an der Wiener Wirtschaftsuniversität, Diplomarbeit über Shareholder Value Management.

ORF und Niederösterreich. Parallel zum Studium begann Grasl 1992 im tiefschwarzen Landesstudio Niederösterreich, noch geführt von Paul Twaroch. Ab 1998 moderierte Grasl Niederösterreich heute, rasch war er auch Chef vom Dienst.

Schon vor der Übersiedelung des Studios aus Wien nach St. Pölten war Grasl Teil der redaktionellen Vorhut in der neuen Landeshauptstadt. Mit Grasl damals im Team an der Traisen: Elisabeth Totzauer, Alexander Hofer, Roland Weißmann. Weißmann wird Grasl lange beruflich begleiten, und er bekommt 2022 jenen Job, den Grasl 2016 nicht schaffte: ORF-General.

Via ZiB 2 zum NÖ-Chefredakteur. 1999 bis 2001 war Grasl Redakteur bei der ZiB 2. Niederösterreichs Landesdirektorin Monika Lindner wird mit dem Vertrauen der ersten ÖVP-FPÖ-Koalition Generaldirektorin des ORF ab 2002, ihr bisheriger Chefredakteur Norbert Gollinger Landesdirektor und Richard Grasl Chefredakteur im ORF eines Bundeslandes, das über Jahrzehnte vom bürgerlichen (Medien-)Machtfaktor Erwin Pröll regiert wurde. Grasl versicherte häufig, dass er Pröll auch kritische Fragen stellte, und wie der darauf reagierte. Jedenfalls nicht nachhaltig verschnupft, zeigt Grasls weitere Karriere. Und vielleicht auch der Umstand, dass Pröll bei Grasls Hochzeit antanzte. Aber auf welcher medienrelevanten Hochzeit im Land tanzte Pröll nicht?

ORF-Finanzdirektor für Budgetzuschuss an ORF. 2009 stimmt die ÖVP, nun wieder in Koalition mit der SPÖ, 160 Millionen aus dem Bundesbudget extra für den ORF erst zu, als Richard Grasl als neuer Finanzdirektor des ORF vereinbart ist. Am 17. Dezember 2009 bestellt der ORF-Stiftungsrat Grasl zum Finanzdirektor. Die APA schreibt vom "bisher teuersten ORF-Transfer aller Zeiten". Die 160 Millionen über vier Jahre sind eine Abgeltung von GIS-Gebührenbefreiungen unter Sparbedingungen für den ORF.

Fast ORF-General. Obwohl Alexander Wrabetz als ORF-General Alleingeschäftsführer von Österreichs größtem Medienkonzern ist, kann sich Grasl als starken zweiten Mann im ORF positionieren. Grasl wirkt weit handlungsfreudiger als der ORF-Chef. Er verantworte die Sanierung des ORF 2010 bis 2016, blickt er zurück auf die Zeit.

Am 9. August 2016 tritt Grasl zur Generalswahl an und unterliegt Wrabetz. Grasls hoffte vergeblich auf die Stimmen etwa des Grünen und des Neos-Stiftungsrats, einer eher bürgerlichen Betriebsrätin sowie des unabhängigen Franz Küberl. Am Ende stimmen ÖVP und FPÖ für ihn. Wrabetz wird zum letzten Mal wiederbestellt, die ÖVP rächt sich 2021 mit Grasls langjährigem Wegbegleiter Roland Weißmann. Ein tragischer Vorfall durchkreuzt vorerst die Möglichkeit einer Rückkehr Grasls in die ORF-Führung.

Berater. Grasl verlässt den ORF mit September 2016, wird Medienberater etwa der Mediaprint, die er etwa beim versuchten Kauf von ATV berät. Der Sender geht schließlich an ProSiebenSat1Puls4. In meinen Notizen über in der Branche Gehörtes fand ich übrigens im Frühjahr 2025 den Vermerk vom 16.5.2016 "grasl mediaprint-gf?". Das dauerte damals noch eine Weile, wurde aber noch Realität.

Motorbootunfall. Richard Grasl war 2017 in einen Bootsunfall auf dem Wörthersee verwickelt. Er wurde deshalb strafrechtlich verurteilt, die Strafe ist inzwischen getilgt und darf ihm nicht mehr vorgeworfen werden. Erstmals sprach er Ende 2023 über den Vorfall öffentlich in einem Interview von Christian W. Mucha im Branchenmedium Extradienst. Er bereue den Vorfall "sehr".

Schritt für Schritt beim Kurier

  1. Berater. Grasl arbeitet zunächst als Berater beim Kurier, insbesondere beim zugekauften Fernsehsender Schau-TV, der inzwischen Kurier-TV heißt.
  2. Mitglied der Chefredaktion. Ab Spätherbst 2018 ist er Mitglied der Chefredaktion, zuständig für Online und TV, mit einigem auch spätem Tatendrang: Er platziert in einem Politikbericht die Vorwürfe des damaligen Bundeskanzlers und ÖVP-Chefs Sebastian Kurz über angebliche SPÖ-Netzwerke in der Justiz und die Teilnahme einer Staatsanwältin daran. Den Vorwurf ließ die Staatsanwältin den Kurier schon früher einmal richtigstellen, die Kurier-Redaktion protestiert gegen den Eingriff.
  3. Vize-Chefredakteur. Anfang 2021 wird Grasl stellvertretender Chefredakteur, Vize von Martina Salomon.
  4. Profil-Geschäftsführer. Mit 1. Jänner 2023 wird er parallel zum journalistischen Kurier-Führungsjob Geschäftsführer der Kurier-Tochter Profil. Er holt Anna Thalhammer als Chefredakteurin von der Presse, langjährige (teure) Redakteur:innen müssen gehen, Langzeitherausgeber Christian Rainer tat das schon vor Grasls Dienstantritt. Grasl und Thalhammer stellen Profil neu und deutlich digitaler auf, Grasl berichtet 2025 von einem positiven Cashflow nach tiefen Verlusten, als der die Verantwortung übernommen habe.
  5. Kurier-Geschäftsführer. Mit 1. Jänner 2024 wird Grasl auch Geschäftsführer des Kurier. Nach einer ersten Sparwelle mit angekündigt 20 Jobs weniger unter seinem Vorgänger Thomas Kralinger geht es nun unter Grasl an die Kürzung weiterer 40 Jobs beim Kurier. Martin Gebhart, bisher Politikchef beim Kurier und früher Chefredakteur bei den Niederösterreichischen Nachrichten, übernimmt vorzeitig die Chefredaktion von Martina Salomon.
  6. Mediaprint-Geschäftsführer. Mit 1. Juli 2024, ein halbes Jahr nach der Kurier-Geschäftsführung, löst Grasl Kralinger auch als Geschäftsführer des Krone-Kurier-Zeitungskonzerns Mediaprint ab. Der Verlagsriese schrieb im Geschäftsjahr 2022/2023 rund 25 Millionen Euro Verlust. 2023/2024 sind es noch 2,59 Millionen Minus, im Folgejahr soll der Konzern wieder positiv abgeschlossen haben.

Neustart ab 2025 ohne deutsche Funke-Gruppe. 2025 will die Familie Dichand die Krone komplett übernehmen, Raiffeisen verhandelt da noch mit der deutschen Funke-Gruppe über eine Komplettübernahme des Kurier. Ohne die an beiden Titeln beteiligten deutschen Gesellschafter dürfte es an eine Neuaufstellung der Mediaprint gehen. Die bisher fixe Gewinnaufteilung von 70:30 zwischen Krone und Kurier dürfte damit infrage gestellt werden. Das schon bisher schwierige Match geht in die nächste Runde.

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