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Mediaprint – Verlagsriese von Krone und Kurier

Die Mediaprint ist Österreichs größter Zeitungsverlagskonzern. Sie gehört dem Boulevardriesen Kronen Zeitung und dem Kurier. Die verlegerische Schaltzentrale der beiden Blätter soll zur Servicegesellschaft redimensioniert werden.
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Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
June 17, 2025

Warum ist das wichtig?

  • Die Mediaprint ist Österreichs größter Zeitungsverlagskonzern mit fast 400 Millionen Euro Umsatz.
  • Mit Standorten in Wien-Inzersdorf, Kärnten und Salzburg (mit den Salzburger Nachrichten) ist sie größter Zeitungsdrucker, im Osten Österreichs deutlich marktbeherrschend mit Krone, Kurier sowie Aufträgen von Österreich/Oe24, Heute, NÖN, Standard und Presse (Stand 2025).
  • Österreichweite Zeitungs-Hauszustellung, teils mit regionalen Verlagspartnern und Kooperationen.
  • Der Gesellschafterausschuss (GAS) der Mediaprint entscheidet jedenfalls bis 2025 zentral über zeitungswirtschaftliche Themen bei Krone und Kurier. Hier haben Familie Dichand (Krone), Raiffeisen (Kurier) und Funke-Gruppe (Krone, Kurier) je zwei Vertreter. Die beiden Zeitungen erhalten ein "Redaktionsagendum" von der Mediaprint zur Finanzierung ihrer Redaktionen.
  • Krone und Kurier sollen nun das Anzeigengeschäft und verlegerische Entscheidungen wieder stärker selbst übernehmen. Die Mediaprint soll sich in Richtung einer Servicegesellschaft für Druck und Zeitungsvertriebslogistik entwickeln.
  • Die Funke-Gruppe verkauft ihre Anteile an der Krone 2025 an die Dichands. Über ihre Kurier-Anteile verhandelt sie mit Raiffeisen.

Mediaprint in Daten

Die Eigentümer

Kronen Zeitung und Kurier halten je 50 Prozent der Gesellschaftsanteile an der Mediaprint. Die Gewinne der Mediaprint (so vorhanden) werden im Verhältnis 70 zu 30 an Krone und Kurier ausbezahlt (das ist auch das Verhältnis der Kommanditanteile an der Mediaprint).

Die Krone gehört bis 2025 zu je 50 Prozent Familie Dichand und deutscher Funke-Gruppe. Die Dichands übernehmen 2025 die Funke-Anteile.

Der Kurier gehört zu 50,56 Prozent von Raiffeisen dominierten Beteiligungsgesellschaften. 49,44 Prozent liegen bei der WAZ Ausland Holding der Funke-Gruppe. Raiffeisen verhandelt 2025 über einen Kauf der Funke-Anteile am Kurier.

Wer entscheidet?

Diese Eigentümer entscheiden jedenfalls bis 2025 gemeinsam im Gesellschafterausschuss (GAS) der Mediaprint über wirtschaftliche Themen beider Zeitungstitel. Bisher entscheiden die Dichands über Abopreise des Kurier mit und Raiffeisen über den Krone-Vertrieb. Das und vielfacher Streit unter den Gesellschaftern lähmt den Zeitungsriesen über viele Jahre.

Im GAS sitzen, Stand 2025, jeweils zwei Vertreter der drei Gruppen. Für die Dichands sitzen etwa Herausgeber Christoph Dichand und sein Vertrauensmann und Unternehmer Christian Planegger im GAS, für Raiffeisen Obmann Erwin Hameseder und ab 2025 voraussichtlich Raiffeisen-Generaldirektor Michael Höllerer.

Umbaupläne

Künftig sollen die Zeitungen autonomer agieren und entscheiden, auch das Anzeigengeschäft wieder selbst von der Mediaprint übernehmen.

Das Konzept: Die Aufgaben unter den drei Mediaprint-Geschäftsführern sollen neu verteilt werden, statt nach Sachbereichen insbesondere nach Zeitungstiteln.

  • Bisher ist der Krone-Vertreter zuständig für Werbevermarktung in der Mediaprint, der Kurier-Vertreter etwa für Vertrieb/Abo
  • Geplant: je ein Mediaprint-Geschäftsführer für die Krone und für den Kurier (Richard Grasl, Mediaprint-Geschäftsführer ab Mitte 2024), die jeweils für Werbevermarktung, Vertriebsstrategie und Vertriebspreise und Co jeweils ihres Zeitungstitels zuständig sind. Ein dritter verantwortet gemeinsame Strukturaufgaben wie Hauszustellung, Druckereien, Verwaltung. Das ist Michael Tillian – jedenfalls solange die Funke-Gruppe an Bord ist.
  • Im Tagesgeschäft entscheiden stärker die Geschäftsführer, grundlegende Entscheidungen liegen weiter beim Gesellschafterausschuss der Mediaprint.

Wirtschaft – Krise und Sanierung 2024: 25 Millionen Verlust

Österreichs größter Zeitungsverlag Mediaprint ringt bis ins Frühjahr 2024 über Monate um eine positive Fortbestandsprognose für seinen Jahresabschluss 2022/2023.

Der Konzernabschluss weist der Mediaprint für dieses Geschäftsjahr 2022/2023 24,9 Millionen Euro Bilanzverlust aus, ein Jahr zuvor waren es noch 1,07 Millionen Minus. Ergebnis vor Steuern: minus 23,7 Millionen Euro nach 1,03 Millionen Minus im Geschäftsjahr 2021/2022.

Geschäftsführer Michael Tillian, nominiert von der deutschen Funke-Gruppe, bekannt als harter Sanierer und Kosten-Cutter, berichtet  der Belegschaft in einem internen Mail Mitte April. Er schreibt von einem "Sanierungsplan mit zahlreichen Maßnahmen". Die Wirtschaftsprüfer hätten wegen dieser Maßnahmen Aussicht auf Fortbestand bescheinigt. Man gehe "von einem positiven Betriebsergebnis in den Folgejahren aus".

22 Millionen von den Gesellschaftern. Der Lagebericht der Mediaprint für 2022/23 berichtet von negativem Eigenkapital. Die Gesellschafter, also Krone und Kurier und damit Funke-Gruppe, Dichand und Raiffeisen, hätten 22 Millionen Euro Zuschuss beschlossen.

Im Jahr 2023/2024 liegt die Mediaprint nur noch knapp unter Null, 2024/2025 soll sie wieder positiv abschließen.

Druck unter Druck

Im Osten Österreich ist die Mediaprint praktisch Monopolist im Zeitungsdruck. Dort werden, Stand 2024, neben Kronen Zeitung und Kurier etwa Heute und Österreich/Oe24, Der Standard und Die Presse sowie NÖN produziert.

  • Bis März 2024 hat Tillian einen Teilbetrieb ihres Druckstandorts Kärnten geschlossen und 40 Jobs dort gestrichen.
  • In Salzburg betreibt die Mediaprint schon seit Jahrzehnten ein gemeinsames Druckzentrum mit den Salzburger Nachrichten.
  • Im Süden würde sich auf Sicht gemeinsamer Druck mit Konkurrent Styria (Kleine Zeitung) anbieten – oder ein Druckauftrag an diese.

Vertrieb sucht Gemeinsamkeiten

Die Mediaprint betreibt Österreichs größte, nationale Zeitungshauszustellung. Kosten und Organisation in diesem Bereich sind für Medienunternehmen in den 2020er Jahren kaum zu stemmen.

  • In vielen Regionen bis nach Tirol stellt die Mediaprint inzwischen Zeitungen gemeinsam mit Bundesländerverlagen zu.
  • Mit der Styria, die lange zögerte, hat die Mediaprint im Oktober 2023 eine Accura Logistik GmbH gegründet. Mediaprint und Styria (über ihren Vertrieb Redmail) halten je 50 Prozent. Die Accura gründet im November 2023 eine Medienbote HZ GmbH (HZ steht in der Branche für Hauszustellung).
  • Anfang 2024 übernimmt die Mediaprint auch Zustell-Aufträge für Presse, Standard und Österreich/Oe24.

Beteiligungen: Wiener Bezirksblatt

Die Mediaprint ist auch an der reichweitenstärksten Gratiswochenzeitung in Wien beteiligt: Sie hält 24,9 % am (zweiwöchentlich erscheinenden) Wiener Bezirksblatt des Echo Medienhaus von Verleger Christian Pöttler und der Familie Feistl.

Der Mediaprint gehört auch das regionale Rieder Magazin.

Nicht der Mediaprint, sondern den Zeitungstiteln gehören Kronehit (Krone, Kurier) und TV-Vermarkter IP (Kronen Zeitung, RTL).

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