Eva Dichand (Heute, Krone-Familie)
Inhalt
Dieses Thema ist auch relevant für:
Warum ist das wichtig?
- Heute ist die größte Gratiszeitung Österreichs, eines der größten Onlineportale des Landes, die Unternehmen dahinter zählen zu den größeren Medienunternehmen des Landes.
- Heute sichert die große, marktführende Kaufzeitung Kronen Zeitung der Familie Dichand strategisch erfolgreich gegen den Angriff der Fellners mit Österrreich/Oe24 ab. Im Hauptstadtmarkt Wien ist Heute lange größte Tageszeitung, inzwischen Kopf an Kopf mit der Krone.
- Die Gratiszeitung wurde 2004 zu diesem Zweck und im Sinne von Krone-Gründer Hans Dichand gegründet, der selbst wegen seiner deutschen Krone-Mitgesellschafter keine weitere Tageszeitung starten konnte. Mehr zur Gründung und politischen Komponente unter Heute-Gruppe.
- Hans Dichands Schwiegertochter Eva Dichand wird dort bald Geschäftsführerin und Herausgeberin, über ein Treuhandverhältnis hält sie auch über Jahre das Mehrheitseigentum einer ihrer Stiftungen an Heute geheim.
- Anfang 2025 ist eine von ihr und ihrem Bruder ins Leben gerufene Liechtensteiner Stiftung noch wesentlich an Heute beteiligt. Ihre Funktion als Geschäftsführerin hat Dichand schon im Frühjahr 2024 abgegeben. Sie wirkt für Menschen, die sie besser kennen, nach schrittweisem Rückzug aus Heute, auch wenn sich das im Firmenbuch bisher nicht erkennen lässt.
- Eva Dichand ist seit 2002 mit Christoph Dichand verheiratet. Dichand ist Chefredakteur der Kronen Zeitung, Herausgeber und Gesellschafter seit dem Tod seines Vaters 2010. 50 Prozent gehören der Familie insgesamt. 2025 übernimmt Christoph Dichand mit seinem Bruder Michael zusätzlich jene 50 Prozent an der Krone, die bisher bei der Funke-Gruppe (und Signa Holding) lagen.
- Eva Dichand könnte nach einem solchenKrone-Deal eine Funktion in der Kronen Zeitung übernehmen. Menschen mit Einblick tippen eher auf Aufsicht als operative Funktion.
Kontext: Heute und die Heute-Gruppe
Hier gibt es mehr über Österreichs größte Gratiszeitung und die Firmen dahinter.
Wer ist Eva Dichand?
Geboren am 26. Februar 1973 in Graz als Eva Kriebernegg. Ihr Vater hat ein großes Zivilingenieursbüro für Bau- und Verkehrsplanung in Graz, das ihr Bruder Georg Kriebernegg weiterführt.
HTL und Wirtschaftsuni. Eva Kriebernegg absolviert die HTL für Hochbau, inklusive Maurer- und Zimmerer-Gesellenprüfung, übersiedelt dann nach Wien, um Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität zu studieren. Sie schreibt eine Diplomarbeit über Die Probleme des Marketings westlicher Unternehmen im Konsumgütermarketingbereich der Reformländer Mitteleuropas und eine Dissertation über Analysekonzepte und Bearbeitungsstrategien für Immobilienmärkte in den Reformländern Mitteleuropas: untersucht am Beispiel Ungarns.
Investmentbankerin. Ihre Dissertation verkauft Eva Dichand laut ihren Angaben gegenüber dem Trend der Unternehmensberatung Roland Berger, dort hat sie auch ihren ersten Job (in der Niederlassung in Barcelona). Dann eineinhalb Jahre bei der Creditanstalt (CA, in der Bank Austria aufgegangen) in der Abteilung für Investitionsfinanzierung und Wechsel zur Unternehmens Invest AG (UIAG).
Dorotheum und Dichand. Die UIAG will das gerade von Finanzminister Karl-Heinz Gasser zur Privatisierung ausgeschriebene Traditions-Auktionshaus Dorotheum kaufen. Mitbewerber: die Familien Dichand und Soravia, vertreten durch Christoph Dichand und Erwin Soravia. Spätestens an diesem Punkt hat Eva Kriebernegg wohl einen Sinn für einfluss- und auch sonst reiche Namen entwickelt. UIAG-Chef Kurt Stiassny (ab 2017 vertritt er die Dichands einige Jahre im Gesellschafterausschuss der Mediaprint) erinnerte sich im Trend so an die Gespräche über den Dorotheum-Kauf: "Ich muss jetzt etwas loswerden. Da ist ein Interessenkonflikt aufgetaucht, denn ich habe meine Bekanntschaft mit Christoph Dichand vertieft", hätte Eva Kriebernegg damals erklärt: "Sie hat dann ein Treffen aller Beteiligten vorgeschlagen, und so kam es zu einer Partnerschaft zwischen Dichand, Soravia und der UIAG."
Heirat und Herausgeberschaft. Eva Dichands vertiefte Bekanntschaft mit dem Dichand-Spross wurde im Mai 2002 zur Ehe. „Mein Sohn C. und meine Heirat mit Christoph, das war das Beste, was ich je in meinem Leben gemacht habe“, erklärt Eva Dichand im Frühjahr 2005 dem Wirtschaftsmagazin Trend (heute hat sie drei Kinder in der Ehe mit Christoph Dichand). Wenig später ist die Investmentbankerin Herausgeberin und Geschäftsführerin und – da noch heimlich – über eine Stiftung Mehrheitseignerin einer Gratiszeitung, wie sie Schwiegervater Hans Dichand gern selbst gemacht hätte.
Politik und Werbung. Eva Dichand verkauft für Heute Werbung bald mit ähnlicher, sagen wir: Konsequenz wie der publizistische Erzfeind Fellner-Family. Werblichen Rückenwind gibt es über Jahre von Ressorts, die Werner Faymann gerade führt: aus Faymanns Einflussbereich als Wiener Wohnbaustadtrat, als Infrastrukturminister und schließlich Bundeskanzler. Gründer, Geschäftsführer und Stiftungsvorstand der bei Heute maßgeblich beteiligten Periodika Privatstiftung, später auch Gesellschafter ist Wolfgang Jansky. Er war, bevor er Heute startete, Pressesprecher von Faymann als Wohnbaustadtrat.
Medientransparenz. Erst als die Regierungsmehrheit von SPÖ und ÖVP, auf Druck der Volkspartei, ein Medientransparenzgesetz beschießt und mit ihm Mitte 2012 auch strengere Transparenzvorschriften für Medieneigentum in Kraft treten: Da beenden Dichand und Jansky ihre Geheimniskrämerei und machen wenige Wochen, bevor sie das ohnehin müssen, öffentlich, dass eine Stiftung Eva Dichands und ihres Bruders die Mehrheit an Heute besitzt.
Mehrheit, Kauf, Verkauf. Die Anteile bei Heute bleiben über das nächste Jahrzehnt munter in Bewegung. Dichands Pluto-Stiftung reduziert, die Periodika Privatstiftung stockt auf. Dann spaltet Heute sein Onlineportal in eine DJ Digitale Medien GmbH ab, die Eva Dichand und Wolfgang Jansky persönlich gehört. Nur kurz darauf übernimmt 2016 der Schweizer Medienkonzern TX Group bei Heute.at die Mehrheit und dazu rund ein Viertel der Anteile am Zeitungsverlag. Dichand verlagert ihre Digitalanteile Ende 2022 in eine Liechtensteiner Alta GmbH im Besitz der Liechtensteiner Marfa Privatstiftung, wiederum gestiftet mit ihrem Bruder Georg, auch hier mit ihr und ihren Kindern als Begünstigte. 2024 steigt die TX Group wieder aus, Periodika und Alta und Jansky persönlich übernehmen die Anteile. Eva Dichand legt im Frühjahr 2024 die Geschäftsführung zurück.
Hausdurchsuchung. Zwischendurch, 2022, führte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt auf Basis von Chats des früheren ÖVP-Machtmanagers Thomas Schmid Hausdurchsuchungen im Heute-Verlagsgebäude durch. Eva Dichand, der damalige Chefredakteur Christian Nusser und der Verlag weisen alle Verdachtsmomente von möglichen Zusammenhänge zwischen Werbebuchungen, gesetzgeberischen Versprechen und redaktioneller Berichterstattung entschieden als falsch zurück. Krone-Herausgeber Christoph Dichand tut dies ebenfalls intern und gegenüber den Behörden. Die Chats von Thomas Schmid, Eva Dichand und Christoph Dichand stammen aus den Jahren ab Mitte der 2010er Jahre, als Sebastian Kurz seinen Aufstieg zum ÖVP-Chef und Bundeskanzler unter anderem mit Schmids Unterstützung vorbereitete. Die Ermittlungen führten im Herbst 2021 zu Kurz' Rücktritt; zuvor gab es Hausdurchsuchungen in der ÖVP-Zentrale, im Bundeskanzleramt und bei der konkurrierenden Fellner-Mediengruppe.
Mögliche Perspektive 2025. Eva Dichand könnte sich weiter aus der Heute-Gruppe zurückziehen – und womöglich eine Funktion bei der Krone übernehmen.
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Updates
Die Söhne des Krone-Gründers Hans Dichand, Christoph und Michael Dichand, übernehmen 2025 zusätzlich die 50 Prozent an Österreichs größter und einflussreichster Zeitungsmarke.
Gustav Klimts "Danae". Ihre Schwester und Krone-Mitbesitzerin Johanna Dichand soll laut Trend Gustav Klimts Gemälde Danae aus der Kunstsammlung der Familie bekommen, das laut Standard gut und gerne 150 Millionen Euro wert sein könnte. Dafür soll sie am 11. Juni 2025 der Übernahme der übrigen Krone-Anteile durch ihre Brüder zugestimmt haben und auf weitere Ansprüche verzichtet (Ansprüche wohl insbesondere aus Gewinngarantien, die mit den Funke-Anteilen verbunden waren).
Kolportierter Kaufpreis für die Funke-Anteile: Verzicht auf ausständige Gewinngarantien aus vergangenen Jahren der Funke-Gruppe gegenüber den Dichands sowie laut Trend zehn Millionen Euro.
Signing und Closing. Am Tag nach Johanna Dichands Unterschrift soll der Deal mit der Funke-Gruppe unterschrieben worden sein. Am 16. Juni 2025 gibt die Krone diesen bekannt. Vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Mit einem Closing des Deals rechnet man laut Krone im November 2025.
Raiffeisen und Kurier. Kurier-Mehrheitseigentümer Raiffeisen will die übrigen Kurier-Anteile ebenfalls von der Funke-Gruppe übernehmen, im Juni 2025 liegen die Preisvorstellungen aber noch weit auseinander.
Mediaprint. Der Kronen Zeitung und dem Kurier gehört Österreichs größter Zeitungskonzern Mediaprint. Die Dichands stellen seit vielen Jahren die Gewinngarantie aus der Mediaprint für den Kurier {30 Prozent der Gewinne, so vorhanden) infrage – ein neuer Streitpunkt. Verlegerische Entscheidungen und die Werbevermarktung sollen Krone und Kurier übernehmen, die Mediaprint zur Dienstleistungsgesellschaft für Druck und Zustellung werden.
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