Johanna Dichand (Krone)
Inhalt
Dieses Thema ist auch relevant für:
Warum ist das wichtig?
- Johanna Dichand ist neben ihren Brüdern Michael und Christoph eine der drei Erb:innen von Österreichs größter und einflussreichster Zeitungsmarke, der Kronen Zeitung, kurz Krone.
- Michael und Christoph, der Herausgeber und Chefredakteur der Krone, wollen 2025 jene 50 Prozent an der Kronen Zeitung zusätzlich übernehmen, die bisher die deutsche Funke-Gruppe und die insolvente Signa-Holding hielten.
- Christoph Dichand und sein Bruder Michael kontrollieren mit dem Deal die mächtige Krone.
- Ihre Schwester Johanna hält bisher 12,5 Prozent an der Kronen Zeitung. Ihr gegenüber übernehmen die Mehrheitseigentümer mit dem Deal voraussichtlich Garantien über jährliche Gewinnausschüttungen, die bis dahin die Funke-Gruppe tragen musste.
- Johanna scherte aus Plänen für eine gemeinsame Komplettübernahme aus; und sie forderte laut Wirtschaftsmagazin Trend aus der gewaltigen Kunstsammlung der Dichands Gustav Klimts Danae für ihren Ausstieg.
- Familie Dichand besitzt eine von Vater Hans Dichand zusammengetragene Kunstsammlung von deutlich dreistelligem Millionenwert.
- Familie Dichand wird vom Trend (2024) auf ein Vermögen von 850 Millionen Euro geschätzt.
Kontext: Kronen Zeitung und der ewige Kampf um das Kleinformat
Mehr über den ewigen Kampf um die Krone
Familienaufstellung der Dichands (Überblick)
Wer ist Johanna Dichand?
Geboren am 28. Dezember 1963.
Johanna Dichand ist die einzige Tochter von Krone-Gründer Hans Dichand und seiner Frau Helga Dichand. Kunst prägt Johanna Dichands Leben am stärksten unter den drei Geschwistern: Sie führte die Galerie des Vaters, sie ist Mitglied im Aufsichtsrat des Auktionshauses Dorotheum. Sie hält Anteile am Dorotheum, wie auch eine Stiftung von Bruder Christoph und seiner Frau Eva. Und Johanna Dichand hält 12,5 Prozent an der Kronen Zeitung.
Kunst und Sammlung. Der Medien-Multimillionär, in alter Schilling-Währung: Milliardär Hans Dichand kaufte eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Österreichs zusammen, von deutlich dreistelligem Euromillionen-Wert. Profil referierte nach Dichands Tod 2010 etwa: "Vor allem die klassische Moderne hatte es Dichand angetan, er sammelte Klimt, Schiele, Kokoschka, Moll, Egger-Lienz, Gerstl, Boeckl, Kubin, darunter Hauptwerke wie Klimts Danae von 1907."
Kunstobjekt. Johanna Dichand wurde selbst zum Kunstobjekt: 1981 porträtiert Andy Warhol die junge Frau. Der Pop-Art-Star war wegen einer großen Retrospektive in Wien und, wie der Schweizer Bund später anmerkte, "lukrativen Porträtaufträgen alles andere als abgeneigt. Er schminkte sein junges Modell selbst, legte das Styling fest, arrangierte die Posen und drückte persönlich auf den Auslöser seiner Polaroidkamera. Dieser Arbeitsprozess ist ebenfalls dokumentiert, nämlich vom Journalisten Michael Horowitz, der seine Arbeit – natürlich – in der Kronen Zeitung veröffentlichte." Vier "Johanna"-Siebdrucke entstehen.
"Die reine Oberfläche hier, ein mit grellen Farbakzenten versehenes, lolitahaftes Glamourgirl" notiert der Journalist Alexander Sury in einem Beitrag zu einer späteren Gegenüberstellung der Warhol-Bilder mit Porträts des Schweizer Künstlers Franz Gertsch von Johanna, erschienen in Bund und Tages-Anzeiger. Bei Gertsch sieht Sury "eine fast entrückt und undurchdringlich wirkende Madonna mit ungeahnten Tiefen". Gertsch wird demnach ebenfalls in den 1980ern, nach Warhol, überzeugt, dass er Johanna porträtiert. Es entstehen ab 1983 ebenfalls vier fotorealistische Porträts, eines davon mit Johanna Dichand findet sich etwa in dieser Fotogalerie unten.
Johanna Dichand führte die Wiener Galerie Würthle, die Hans Dichand 1976 übernommen hatte und bis zu deren wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Ende als physische Galerie 1995. Johanna Dichand führte den Kunsthandel danach noch weiter mit Onlineauktionen über das Onlineauktionshaus OneTwoSold der befreundeten Familien Dichand und Soravia (Bau, Immobilien).
OneTwoSold übernahm 2001 von der Republik das traditionsreiche Wiener Auktionshaus Dorotheum. Finanzminister in der ÖVP-FPÖ-Regierung ist damals Karl-Heinz Grasser, dessen Buwog-Privatisierung noch lange die Gerichte beschäftigen wird. Am Dorotheum-Deal kritisiert der Rechnungshof später steuerliches Entgegenkommen gegenüber den Käufern, das Auktionshaus habe zu billig den Besitzer gewechselt. Bei dem Dorotheum-Deal lernte die Investmentbankerin Eva Kriebernegg übrigens Johanna Dichands Bruder Christoph Dichand kennen, kam ihm näher und heiratete ihn bald danach.
Johanna bewohnt(e) weiterhin die Villa der Familie Dichand in Wien-Döbling, als die Brüder längst ausgezogen waren, bis zu deren Tod 2024 mit Mutter Helga. Die Villa hat Stararchitekt Wilhelm Holzbauer im Auftrag von Hans Dichand als "Haus eines Kunstsammlers" entworfen, errichtet wurde sie 1978 bis 1981. Wie die übrigen Immobilien Dichands ist sie voll mit Kunstwerken. Friedrich Dragon, bis zum Bruch 2001 über viele Jahrzehnte Chefredakteur und Wegbegleiter Hans Dichands, schilderte das Innenleben der Villa einmal so: "Er hatte seine Villa ja geradezu gepflastert mit Bildern. Wo in einer anderen Wohnung zehn Paul-Flora-Drucke hängen würden, hängen bei Dichand zehn Schieles – gewissermaßen im erweiterten Vorhaus."
Wesentliche Teile der Kunstsammlung sollen in Zollfreilagern im Ausland untergebracht sein; bei Einfuhr nach Österreich könnte sie der Denkmalschutz mit einem Ausfuhrverbot belegen, was die Wiederverkaufsmöglichkeit und damit den Wert deutlich einschränken würde. Das Wirtschaftsblatt zitierte Dichand senior so: "Ich habe einige wichtige Bilder im Ausland gekauft, aber vorsichtshalber draußen im Zollfreilager gelassen, in Zürich und so. Wichtige Bilder mit Storys dahinter: Alma Mahler und Kokoschka und diese Geschichten."
Beteiligungen
- Dorotheum. Johanna Dichand hält persönlich an der Dorotheum Beteiligungs GmbH (früher OneTwoSold) fast 13,4 %. Sie ist zweitgrößte Gesellschafterin nach der Bertha Privatstiftung von Christoph und Eva Dichand mit fast 16 %. (Stand 2025)
- Krone. Johanna Dichand hält wie ihre Geschwister Michael und Christoph sowie die 2024 verstorbene Mutter Helga 12,5 % an der Krone-Verlag Gesellschaft m.b.H. und der Krone Media Aktiv Gesellschaft m.b.H., den zwei zentralen Krone-Gesellschaften. (Stand 2025)
- Catomedia. Am 6. Dezember 2024, mitten in den Verhandlungen über eine Krone-Komplettübernahme durch die Dichands, gründet Johanna Dichand eine Firma unter dem Krone-Kommentar-Pseudonym ihres Vaters – "Cato". Unternehmensgegenstand dieser Catomedia GmbH: Beteiligungsverwaltung sowie Beratung insbesondere im Medienbereich sowie Kunsthandel und Kunstvermittlung. Alleingesellschafterin ist Johanna Dichand, Co-Geschäftsführer der Wiener Cafetier und Vertraute Walter Mayer.
Der Krone-Deal 2025
Krone-Herausgeber Christoph Dichand verhandelt mit der deutschen Funke-Gruppe und dem Verwalter der Signa-Holding seit deren Insolvenz im Herbst 2023 über eine Komplettübernahme der Krone-Anteile. Funke und Signa halten 50 Prozent.
Im Juni 2024 stirbt Helga Dichand. Sie hält wie ihre drei Kinder je 12,5 % an der Krone. Ihre Anteile sollen Christoph versprochen sein, in der Familie ist das nicht unumstritten.
Christoph plant zunächst eine Übernahme durch die Familie, was steuerliche Vorteile hätte. Doch Johanna will nach meinen Informationen und einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Trend nicht mitziehen. Sie verlangt laut Trend Gustav Klimts Danae aus der Familien-Kunstsammlung mit einem Wert in lichten zweistelligen Millionenhöhen für ihre Zustimmung und ihren Rückzug aus der Krone. Die Brüder lehnen das offenbar ab.
Michael und Christoph Dichand gründen im Februar 2025 eine gemeinsame Gesellschaft mit Michaels Initialen im Namen, die MJD Enterprises GmbH. Sie wollen die Funke-Anteile nun zu zweit übernehmen.
Das würde aber wohl bedeuten, dass sie die Gewinngarantien der Funke-Gruppe gegenüber ihrer Schwester übernehmen müssten. Seit dem Tod von Helga Dichand dürften sie in der Gegend von 6 Millionen Euro pro Jahr liegen, unabhängig vom Geschäftsgang der Krone. Ein Viertel davon, wenn es bei 12,5 Krone-Prozent für Johanna bleibt, sind immerhin noch 1,5 Millionen Euro.
Und die Käufer der Funke-Anteile müssten wohl gegenüber der deutschen Funke-Gruppe und dem Signa-Verwalter Garantien übernehmen für den Fall, dass Johanna gegen den Deal vorgeht.
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Privat (und doch öffentlich)
Johanna Dichand modelte lange, etwa auch, als das gerade frisch gegründete österreichische Label Schella Kann 1985 seine Modelle bei der Fashionshow "U-Mode" in der damals hippen Wiener Diskothek U4 präsentierte.
Johanna Dichand war Teil der Wiener Szene. Sie findet sich lange recht oft in den Adabei-Societyberichten insbesondere auch der Kronen Zeitung – Vernissagen, Charities und von Zuckerbäckerball bis Kaffeesiederball. Als die Krone 2003 im allgemeinen Castingshowtrend einen "Superhund" sucht, sitzt auch Johanna in der Jury.
Das Lifestyle-Magazin Wiener führte Johanna Dichand über zumindest 18 Jahre auf seiner Liste der angeblich besten Partien, also der begehrenswertesten und meist auch wohlhabenden Singles. Lange spekulierte der Wiener Boulevard gern über angebliche Liaisonen in der Society.
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