Niederösterreichisches Pressehaus (NÖN, BVZ)
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Warum ist das wichtig?
- In Niederösterreich ist das NÖ Pressehaus lange eine relevante Größe. Das NÖP ist der mediale Arm der Dreifaltigkeit von ÖVP Niederösterreich, katholischer Kirche und NÖN, der das Land über viele Jahrzehnte prägt.
- Niederösterreich ist als bevölkerungsstarkes, größtes Bundesland auch auf Bundesebene ein bestimmender Faktor bei Wahlen, und es ist ein Machtfaktor in der ÖVP.
- Diese lange allein regierende ÖVP beansprucht wie keine andere bestimmende Regionalpartei Einfluss auf den ORF Niederösterreich und das Landeshauptblatt NÖN. Inzwischen bemüht sich die NÖN-Chefredaktion nach eigenem Bekunden um ein distanzierteren Zugang.
- Für eine regionale Tageszeitung wie in anderen Bundesländern ließ die Kronen Zeitung in ihrem Heimmarkt Ostösterreich keinen Platz. Der überregionale Kurier im Besitz von Raiffeisen fokussiert sich immer wieder auf diesen regionalen Markt.
- Die Mehrheit am NÖ Pressehaus gehört der katholischen Diözese St. Pölten, jedenfalls bis 2025. Raiffeisen versucht seit 2024, seine Anteile auf Kosten der Diözese aufzustocken, um dort mitbestimmen zu können.
Wem gehört das Niederösterreichische Pressehaus (NÖP)?
Raiffeisen NÖ-Wien (Kurier, Mediaprint, ORS) hält seit 2006 20 Prozent am NÖ Pressehaus, ohne Sitz im Aufsichtsrat und ohne wesentliche Mitbestimmungsrechte, aber mit Zahlungsverpflichtungen.
Raiffeisen will die Anteile auf bis zu 28,7 % aufstocken über die Wandlung von Genusscheinen. Mitte 2024 haben die Wettbewerbsbehörden dieser Erhöhung zugestimmt, aber die Diözese legt sich vorerst quer. Sie müsste ihre Mehrheit von 54 % damit aufgeben.
Stand im Sommer 2025:
- Diözese St. Pölten 54 %
- Pressverein in der Diözese St. Pölten 26 %
- Raiffeisen NÖ-Wien 20 %
Der Pressverein ist ein Verein von Katholik:innen in der Diözese. Er bestimmt den Herausgeber oder die Herausgeberin der NÖN.
Welche Medien gehören zum Niederösterreichische Pressehaus?
(NÖN) Niederösterreichische Nachrichten
Die Kaufwochenzeitung Niederösterreichische Nachrichten (NÖN) mit Ausgaben für die Bezirke des Landes erreicht laut Media-Analyse rund ein Drittel der Menschen ab 14 im Bundesland.
Medienmarkt Niederösterreich in Daten
BVZ
2003 übernahm das NÖ Pressehaus die Burgenländische Volkszeitung (BVZ) von der ÖVP Burgenland. Sie betreibt die regionale Wochenzeitung nach NÖN-Modell.
Medienmarkt Burgenland in Daten
Wie wirtschaftet das Niederösterreichische Pressehaus?
Der Markt
Krone und Kurier. Der Medienmarkt Ostösterreich wird dominiert von der Kronen Zeitung. Der Kurier im Besitz von Raiffeisen bemüht sich intensiv um den regionalen Medienmarkt.
Bezirksblätter. Seit 2006 machen die kostenlos verschickten wöchentlichen Bezirksblätter der RMA (Styria/Moser) der NÖN in Niederösterreich flächendeckend Konkurrenz. Schon seit 2000 erscheinen die Bezirksblätter im Burgenland, drei Jahre, bevor das Pressehaus die BVZ übernommen hat.
Druckerei. Auch der Druckmarkt, lange wichtiges Standbein des Pressehauses, steht unter massivem Druck insbesondere sinkender Auflagen und Nachfrage. Das NÖ Pressehaus betrieb bis 2018 eine eigene Offsetdruckerei, verkaufte sie an den europäischen Druckriesen Walstead, dem längst auch die österreichische Leykam-Druckerei gehörte. 2025 schließt Walstead den Standort St. Pölten. NÖN und BVZ werden längst beim ostösterreichischen Monopolisten Mediaprint gedruckt.
Die Lage
Seit dem Verkauf der Druckerei sind die Umsätze von mehr als 80 Millionen Euro auf rund 30 Millionen Euro eingeknickt.
Verluste schrieb das Pressehaus schon in den 2000er Jahren mehrfach. 2012 bis 2019 lag das Ergebnis durchgängig und bis zu 5,7 Millionen unter Null. Nur 2018, im Jahr des Druckereiverkaufs, schrieb das NÖP 0,003 Millionen Euro in schwarzen Zahlen. Nach 3,5 Millionen Plus 2020 bewegte sich das Ergebnis gleich wieder gegen Null und kippte 2023 3,23 Millionen ins Minus.
Die Gesellschafter beschließen im März 2025 einen Kapitalschnitt zum Ausgleich eines sonst auszuweisenden Bilanzverlusts und diskutieren einen Gesellschafterzuschuss an das NÖP. Er wird mit dem Stimmen des Mehrheitsgesellschafters Diözese St. Pölten beschlossen, aber nach Angaben der Geschäftsführung nicht benötigt, weil der Druckkonzern Walstead wegen der Schließung in St. Pölten eine Abschlagszahlung zur vorzeitigen Auflösung des Mietvertrags leistet.
2025 bietet das Pressehaus seinen Unternehmenssitz in St. Pölten auf Willhaben zum Verkauf an. 7,3 Millionen Euro werden laut Anzeige erwartet. Nach der Schließung der Druckerei würden die großen Flächen nicht mehr benötigt, argumentiert die Geschäftsführung
Personal
Geschäftsführer: Mit April 2025 übernimmt Gert Bergmann (23. März 1964), Berater und Manager mit Erfahrung etwa bei VW und Formel 1, etwas überraschend die Geschäftsführung von Michael Ausserer. Gesellschafter Raiffeisen soll, so höre ich, in die Besetzung nicht eingebunden gewesen sein.
Chefredaktion NÖN: Walter Fahrnberger, Daniel Lohninger
Herausgeber: Sonja Planitzer, Georg Schröder
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